Selbstwertgefühl stärken: Auf dem Weg zur inneren Stärke I Claudia Winkel

Was ist ein gesunder Selbstwert und warum ist er so wichtig für ein glückliches und erfülltes Leben? Wie kann ich mein Selbstwertgefühl stärken?

Oder anders formuliert: Wie gehst du mit dir um? Wie zufrieden bist du mit dir? Wie sehr magst du dich?

Definition: Selbstwertgefühl

Zunächst zum Begriff: Das Selbstwertgefühl ist weniger ein Gefühl, sondern vielmehr eine Einstellung und Bewertung dir selbst gegenüber und deinem Selbstbild. Die Begriffe Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein hängen eng mit dem Selbstwert zusammen. Alle Begriffe zeichnen sich durch eine wertschätzende Haltung sich selbst gegenüber aus.

Die 6 Säulen des Selbstwertgefühl

Nathaniel Branden, ein renommierter US-amerikanischer Psychologe, hat die Thematik des Selbstwertgefühls intensiv erforscht und beleuchtet. In seinem bahnbrechenden Werk „Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls“ hebt er die gleichwertige Bedeutung dieser sechs Säulen hervor. Er betrachtet das Selbstwertgefühl als „das Immunsystem des Bewusstseins“, das uns befähigt, uns selbst anzunehmen und unser volles Potenzial zu entfalten.

Diese 6 Säulen sind:

  1. ein bewusstes Leben
  2. die Selbstannahme und Selbstakzeptanz
  3. ein eigenverantwortliches Leben
  4. ein selbstsicheres Behaupten der eigenen Person
  5. ein zielgerichtetes Leben
  6. die persönliche Integrität (authentisch und kongruent zu leben)

1. Bewusstes Leben

Bewusst zu leben klingt zunächst sehr einfach. Wenn du berücksichtigst wieviele tägliche Aktivitäten (Denken, Handeln und Fühlen) unbewusst stattfinden, ergibt sich ein anderes Bild.

Sobald du in wichtigen Situationen achtsamer reagierst, im Hier und Jetzt bist, bist du bewusster im Leben. Hier unterstützt dich beispielsweise das Journal schreiben.

2. Selbstannahme und Selbstakzeptanz

Welche Beziehung pflege ich mit mir selber? Wie gehe ich mit meinen Erfolgen und Misserfolgen um?

Was sind meine Erfahrungs- und Denkmuster? Das Reflektieren meiner Emotionen führt mich weiter. Dann kann ich Emotionen auch in Widersprüchen annehmen. Denn auch Angst, Ärger und andere unangenehme bzw. negative Gefühle gehören zu mir.

Auf kognitiver Ebene kann ich mein Verhalten akzeptieren. Ich muß nicht jedes Verhalten mögen. Meine Akzeptanz reduziert meinen Stress erheblich.

Das gelingt mir im ersten Schritt, indem ich die positive Absicht meines Verhaltens wertschätze.

3. Eigenverantwortliches Leben

Du allein bist verantwortlich für dein Handeln, Leben und das Erreichen deiner Ziele. Mach dir diese Verantwortung bewusst.

Eigenverantwortliches Leben bedeutet auch sich mit dem Verhältnis von Schuld und Verantwortung  zu beschäftigen. Während Schuld in der Vergangenheit liegt und eher passiv ist erfordert Verantwortung aktives Handeln und ist auf die Zukunft gerichtet. Wichtig sind Fragen danach welche Verantwortung ich übernehme und wann ich Verantwortung bei anderen überlasse.

4. Selbstsicheres Behaupten

Selbstbehauptung bedeutet die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Werte zu respektieren. Dabei gilt es auch sich über die Auswirkungen des eigenen Handelns im Klaren zu sein. Ich stehe selbstbewusst für mich ein.

5. Zielgerichtetes Leben

Ein zielgerichtetes Leben hat die eigenen Fähigkeiten im Blick, die zum Ziel führen. Auffälligerweise sprechen wir selten über unsere Fähigkeiten. Das sind häufig die Dinge, die uns leicht fallen. Scheinbar sind diese weniger wertvoll. Denn die Gespräche drehen sich um das, was schwer fällt. Allerdings senkt das den Selbstwert erheblich.

Was möchtest du erreichen? Wie möchtest du es erreichen? Ziele geben dir mittelfristig Orientierung und Sinn.

6. Persönliche Integrität

Mit sich selbst im Reinen zu sein und nach seinen eigenen Wertvorstellungen zu handeln zeichnet ein authentisches Leben aus. Persönliche Integrität bedeutet die Übereinstimmung von

  • Wertvorstellung und Verhalten
  • Worten und Taten
  • Ideal und Handeln.

Du entscheidest intuitiv. Das heisst umgangssprachlich du hörst auf dein Bauchgefühl. Entscheidungen, die im Sinne des Zürcher Ressourcenmodells Kopf und Gefühl verbinden helfen, gute Entscheidungen zu treffen und Ziele motiviert zu erreichen.

Anzeichen eines geringen Selbstwertgefühls

Ein niedriges Selbstwertgefühl zeigt sich auf vielfältige Weisen. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl neigen dazu, sich ständig mit anderen zu vergleichen und sich selbst abzuwerten.

Grenzen zu kommunizieren und selbstbewusst Nein sagen fällt häufig schwer.

Selbstzweifel machen ihnen das Leben schwer, sie würdigen ihre Fähigkeiten wenig und fühlen sich in sozialen Situationen unsicher. Negative Ereignisse werden überbewertet, während positive Erfahrungen heruntergespielt werden.

Besonders sehr ehrgeizige Menschen haben häufiger ein sehr instabiles Selbstwertgefühl. Übersteigerter Perfektionismus schwächt die eigene Wertschätzung.

Dauerhafte Selbstkritik, Ängste und ein Gefühl der Unzulänglichkeit sind häufige Begleiter eines geringen Selbstwertgefühls.

Wie entsteht Selbstwertgefühl?

Ein hohes Selbstwertgefühl wird durch viele positive Erfahrungen in der Kindheit gefördert. Dann entwickelt sich ein starkes Selbstbewusstsein.

Frühe Kindheitserfahrungen und mangelnde elterliche Unterstützung können einen nachhaltigen Einfluss auf den Selbstwert haben. Negative Bewertungen oder Ablehnung von außen, sei es durch Gleichaltrige oder Autoritätspersonen, können ebenfalls das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Gesellschaftliche Normen und der Einfluss der Medien können dazu führen, dass wir uns mit unrealistischen Idealen vergleichen und uns minderwertig fühlen.

Selbstzweifel verstehen

Selbstzweifel sind Gedanken und Emotionen, die unser Selbstwertgefühl belasten können. Sie entstehen oft aus tief verwurzelten Überzeugungen über uns selbst, die im Laufe der Zeit entstanden sind. Diese Zweifel können uns daran hindern, unsere Potenziale zu erkennen und zu entfalten. Es ist wichtig zu erkennen, dass Selbstzweifel ein normaler Bestandteil des menschlichen Erlebens sind und dass sie durch gezielte Arbeit an unserem Selbstwertgefühl überwunden werden können.

Selbstzweifel überwinden

Die Überwindung von Selbstzweifeln erfordert Geduld, Selbstreflexion und positive Handlungen. Dann gelingt es ein gesundes Selbstvertrauen aufzubauen. Hier sind einige Schritte, die dabei helfen können:

  1. Selbstreflexion: Nimm dir Zeit, um deine Gedanken und Überzeugungen über dich selbst zu erkunden. Identifiziere negative Denkmuster und hinterfrage ihre Gültigkeit.
  2. Realistische Bewertungen: Stelle deine Selbstkritik auf den Prüfstand. Frage dich, ob deine selbstkritischen Gedanken objektiv begründet sind oder ob sie auf verzerrten Wahrnehmungen beruhen.
  3. Erfolge feiern: Anerkenne und feiere deine Erfolge, egal wie klein sie sein mögen. Das Erinnern an deine Leistungen kann dazu beitragen, Selbstzweifel zu reduzieren.
  4. Positive Affirmationen: Nutze positive Selbstgespräche, um deine Selbstwahrnehmung zu stärken. Formuliere ermutigende Sätze, die deine Fähigkeiten und Wertigkeit betonen.
  5. Ressourcen nutzen: Suche Unterstützung in Form von Freunden, Familie oder professionellen Helfern. Gespräche und Anleitungen können dir helfen, deine Selbstzweifel zu überwinden.

Selbstwertgefühl stärken

Selbstwertgefühl stärken ist ein kontinuierlicher Prozess, der Zeit und Hingabe erfordert. Hier sind einige Strategien, die dir auf dem Weg zur inneren Stärke helfen können:

  1. Selbstakzeptanz: Lerne, dich selbst bedingungslos anzunehmen. Anerkenne deine Stärken und Schwächen als Teil deiner Persönlichkeit.
  2. Selbstfürsorge: Pflege dein körperliches und emotionales Wohlbefinden. Achte auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung.
  3. Weniger Grübeln und Sorgen: Achte darauf negative Gedanken zügig zu stoppen. Dankbarkeit ist ein Schlüssel für dein glückliches Leben.
  4. Positive Selbstgespräche: Ersetze negative Selbstkritik durch positive Affirmationen. Sprich liebevoll mit dir selbst, erlebe die Kraft von mehr (Selbst-)Mitgefühl und erinnere dich an deine Wertigkeit.
  5. Ziele setzen und erreichen: Definiere klare Ziele und arbeite schrittweise an ihrer Umsetzung. Die Erreichung von Zielen stärkt dein Selbstvertrauen.
  6. Neue Erfahrungen: Trau dich, neue Dinge auszuprobieren und dich außerhalb deiner Komfortzone zu bewegen. Jede neue Erfahrung kann dein Selbstwertgefühl erweitern.
  7. Eigenverantwortung: Übernehme Verantwortung für dein Leben und deine Entscheidungen. Dies vermittelt ein Gefühl der Kontrolle und fördert dein Selbstwertgefühl.
  8. Soziale Unterstützung: Umgebe dich mit Menschen, die dich unterstützen und wertschätzen. Positive zwischenmenschliche Beziehungen können dein Selbstwertgefühl stärken.